Donnerstag, 30. Januar 2014
01/26/14 ~week 7~
Die Woche fing super an: langes Wochenende. Am Montag war Martin-Luther-King-Day, was bedeutete, dass Rapahelle und André frei hatten. Ich hab meine Zeit genutzt um schwimmen zu gehen (1 Kilometer!!) und den Großteil des Tages in meinem Zimmer rumzuschlummeln, zu lesen und einfach mal das süße Nichtstun zu genießen. Aufgeräumt habe ich dann trotzdem noch, denn das war wirklich dringend nötig.
Wirklich.
Zum Abschluss habe ich mir dann noch "Frozen" angeschaut und muss sagen, dass mir der Film entgegen aller Erwartungen sehr gut gefallen hat (Randnotiz an Michel: Schau ihn dir an! Er ist wirklich gut! Und nimm Mama mit!)
Dienstag war das Wetter so schön warm, dass ich Jean kurzerhand eingepackt und mit ihm einen Spaziergang entlang des "Cherry Creek" gemacht habe, einem kleinen Fluss, der durch Golden verläuft. Außerdem habe ich während der Babytime eine super nette amerikanische Nanny kennengelernt, mit der ich mich vielleicht demnächst mal treffen werde! Sie passt einmal die Woche auf zwei kleine Kinder auf und hat ansonsten wohl jede Menge Freizeit. Vielleicht habe ich ja Glück und sie hat auch ein bisschen Zeit für mich.
Donnerstag kann ich ohne schlechtes Gewissen als "den schlimmsten Tag, den ich je mit Jean hatte" bezeichnen. Er hat mich den ganzen Tag geärgert, mich geschlagen und getreten und sogar gebissen. Abends hatte ich die Schnauze gestrichen voll von ihm und war froh, dass ich mich mit Anna zum Film Gucken verabredet hatte. So konnte ich mich ein bisschen von den Geschehnissen des Tages ablenken und den Abend genießen. Dass wir dabei das Sofa vor dem Fernseher in ihrem Keller auf mysteriöse Weise kaputt gemacht haben, hat bei uns einen nicht enden wollenden Lachanfall ausgelöst. Annas Gasteltern hatten wohl sowieso schon ein neues Sofa bestellt, weshalb es nicht schlimm war, dass wir dem alten den Rest gegeben haben. Annas Gastmutter hat uns übrigens auch wunderbar bekocht! Es gab zwei leckere Suppen und grilled cheese. Es war so schön, endlich nochmal was anderes zu essen als Pasta!
Trotz dem netten Abend war ich mit schlechter Laune ins Bett gegangen und rechnete fest damit, dass Jean am nächsten Tag genauso unausstehlich sein würde, wie an diesem. Glücklicherweise hatte er sich aber ein wenig beruhigt, so dass es nicht ganz so schlimm war, wie am Donnerstag. Nachdem ich dann aber zehn Stunden auf ihn aufgepasst hatte, musste ich noch weitere zwei Stunden Babysitten - diesmal alle drei Kids. Raphaelle und André hatten an diesem Abend geplant auszugehen und ließen uns so zu Hause zurück, wo wir zusammen zu Abend gegessen und "Die Unglaublichen" angeschaut haben. Danach war ich ehrlich gesagt ziemlich fertig und wollte einfach nur ins Bett.
Samstag war Wandertag. Eigentlich hatten Anna und ich schon eine Woche zuvor geplant, wandern zu gehen, aber da ein plötzlicher Schneesturm über Golden hereingebrochen war, war uns die Lust ein wenig vergangen. Diesen Samstag aber wollten wir das nachholen und das Wetter war wirklich perfekt. Wir hatten 17°C, die Sonne schien und kein Wölkchen war am Himmel zu sehen. Über drei Stunden sind wir durch den Berg gewandert und haben es richtig genossen. Der einzige Mangel, den der Park hatte, war, dass es nur an dem Parkplatz, auf dem wir geparkt hatten, eine Karte gab. Und auf dieser Karte war nicht mal eingezeichnet, wo wir uns eigentlich befanden. So sind wir einfach auf gut Glück los gelaufen. Ein kleines Picknick mussten wir unterwegs natürlich auch machen. Von den ganzen Wanderern und vor allem Mountainbikern ließen wir uns nicht stören und genossen die Sonne - bis ein frecher Hund vorbei kam und einmal quer über die Kekse leckte, die ich mitgebracht hatte. Da dieser Samstag der letzte Tag vor meiner geplanten Fastenzeit war, habe ich mich natürlich besonders geärgert. Die schönen Kekse! Jedenfalls war danach die Gemütlichkeit ein wenig verpufft und wir haben uns wieder auf den Weg gemacht (Natürlich ohne irgendwelchen Müll zurückzulassen! Vorbildlich wie wir sind!). Wir hatten geplant, bis circa drei Uhr zu bleiben, weil Anna um vier Uhr wieder arbeiten musste. Als es dann auf zwei Uhr zu ging, beschlossen wir, uns langsam auf den Rückweg zu machen. Da wir keine Karte hatten, haben wir einfach ein paar Leute nach dem Weg gefragt, die uns entgegenkamen. Und die haben uns schlussendlich geraten, an der Straße entlang zu laufen, die einmal um den Berg herum geht. So würden wir den Parkplatz auf jeden Fall erreichen. Also haben wir das getan. Als wir dann um zwanzig nach drei ankamen, stellten wir fest, dass einer der älteren Herren, die uns weitergeholfen hatten, direkt neben uns geparkt hatte. Er freute sich uns wiederzusehen und meinte, wenn uns mal langweilig wäre, könnten wir ihn gerne anrufen und er würde mit uns eine persönliche Sightseeingtour durch die Gegend machen. Wir haben dankend die Handynummer entgegen genommen, sind in unser Auto gestiegen und haben beim Losfahren beschlossen, dass wir ihn wohl eher nicht anrufen würden.
Abends hatte meine host family dann Besuch. Von Andrés Chef und seiner Frau und von Andrés Anwalt und seiner Frau. Ich weiß, das hört sich auf den ersten Leser nach einer sehr steifen Gesellschaft und jeder Menge ernsthafter Gespräche über Politik, Wirtschaft und Geophysik an, aber das war glücklicherweise nicht der Fall. Es war eine sehr nette Runde und wir haben viel erzählt und gelacht. Die Frau von Andrés Chef, Nadine, erzählte mir, dass sie ursprünglich aus Ungarn kommt und drei Sprachen fließend spricht. Ihre Mutter konnte sogar sieben Sprachen sprechen! Das hat mich schon ziemlich beeindruckt. Sie meinte auch, dass ich mich dringend daran machen sollte, andere Sprachen zu lernen. Sie wäre davon überzeugt, dass ich ein gutes Sprachgefühl hätte, da ich so gut Englisch sprechen könnte. Da habe ich mich schon ein bisschen geschmeichelt gefühlt.
Neben der netten Gesellschaft gab es natürlich auch gutes Essen. Vor allem die Appetizer haben es mir mal wieder angetan. Tortillachips mit zwei Arten Dips, dazu jede Menge Rohkost (hier gibt es sonst NIE Rohkost) und Wein (den ich natürlich nicht angerührt habe).
Abends, als dann alle weg waren, habe ich die Zeit noch ein wenig genutzt, um meine ganzen Fotos von 2013 zu sortieren und von meinem Handy zu löschen. Vor allem bei den Fotos, die ich bei meinem Urlaub in Deutschland gemacht habe, musste ich ein oder zwei Tränchen verdrücken. Wie ihr seht, bin ich hier immer noch nicht so ganz wieder angekommen. Aber jetzt sind alle Fotos sicher auf meiner Festplatte verstaut und ich kann sie mir immer wieder ansehen, um mir ein Stück Heimat in mein Zimmer zu holen.
Mein Sonntag war, im Gegensatz zum Samstag, eher unspannend. Ich bin mit Raphaelle einkaufen gefahren, wobei sie mir während der Hinfahrt lang und breit erklärt hat, warum Victoires biologischer Vater, der noch in Frankreich lebt, nicht gerade der feinste Mensch auf Erden ist, um es mal ganz vorsichtig, nett und politisch korrekt auszudrücken. Ehrlich gesagt hat sie ziemlich über ihn gewettert, was ich einerseits gut verstehen konnte, andererseits aber auch nicht lang und breit erklärt bekommen wollte, zumal ich nicht weiß, wie die andere Seite der Geschichte aussieht. Aber nun gut. Jetzt weiß ich halt, was sie von ihm hält.
Nach dem Mittagessen haben wir uns dann aufgemacht, um eine kleine Wanderung zu unternehmen, wobei ich ein paar Mal den Kopf darüber schütteln musste, wie meine Gasteltern mit ihren Kindern umgehen (das hört sich jetzt vielleicht schlimmer an, als es ist. Niemand wurde geschlagen, verletzt oder sonstiges :D). So konnte ich auch leider den Gang nicht so ganz genießen und war froh, als ich mich wieder in mein Zimmer verziehen und mit meinem Freund skypen konnte. Danach habe ich dann "wichtige Dokumente" verfasst (mehr dazu kommt noch) und mich dem "Hansel and Gretel - witchhunters" und einer großen Tüte Chips ins Bett verkrümelt um den Tag entspannt ausklingen zu lassen.
Ich würde euch ja gerne mehr über das berichten, was ich eigentlich mit Jean unter der Woche mache, aber leider ist das so ziemlich jede Woche dasselbe. Aus diesem Grund schildere ich euch einfach meine Wochenenden lang und breit und hoffe, dass es euch überhaupt interessiert. :D Wenn ihr Fragen zu was Bestimmtem habt, dann könnt ihr mir ja einfach schreiben. Die meisten von euch sollten irgendeine Kontaktmöglichkeit haben.
So, hoffen wir, dass nächste Woche ein bisschen spannender wird. Ich werde euch auch davon wieder so viel wie möglich berichten...