11/17/13 ~ week 1 ~
Jetzt, da schon fast meine zweite Woche in der Gastfamilie vorbei ist, komme ich endlich dazu, euch von meiner ersten Woche hier, in Golden, Colorado zu berichten.
Sonntagabend, vor meinem ersten Arbeitstag, war ich überhaupt nicht aufgeregt. Auch Montagmorgen, als ich aufstand um mich fertig zu machen und "an die Arbeit zu gehen", war nichts von Aufregung zu spüren. Um sieben Uhr begann mein Arbeitstag. Glücklicherweise muss ich nur ein paar Stufen hinunter gehen, um zu meinem Arbeitsplatz zu kommen, also kann ich ruhig bis halb sieben schlafen ( wenn Monsieur mich denn lässt und nicht einen morgendlichen Schreianfall bekommt. Um halb sechs morgens).
Wir haben den Montag größtenteils damit verbracht, drinnen zu spielen. Um aber nicht ausschließlich in der Bude rum zu hängen, habe ich Jean um halb zehn in den Kinderwagen gepackt und bin mit ihm zum Spielplatz gelaufen. André, mein Hostdad, hat mir am Abend zuvor netterweise den Weg dorthin aufgezeichnet. Blöderweise habe ich den richtigen Aufgang zum Spielplatz aber nicht gefunden, weshalb ich den Kinderwagen einen sehr steilen, sehr schmalen und sehr steinigen Trampelpfad hinaufziehen musste. endlich oben angekommen musste ich dann feststellen, das Jean eingeschlafen war. Prima. Da es relativ warm war, habe ich abgewartet, ob er wieder aufwacht und wir spielen können. Das war aber nicht der Fall. Also bin ich, diesmal auf dem offiziellen Weg, den ich dann doch noch gefunden habe, wieder nach Hause gelaufen und habe ihn in seinem Kinderwagen weiterschlafen lassen. Bis meine Gasteltern nach Hause gekommen sind, ist dann nichts spannendes mehr passiert.
In der Nacht vor meinem zweiten Arbeitstag konnte ich dann kaum schlafen vor Aufregung. Am Abend zuvor hatte Jean furchtbare Schmerzen vom Zahnen gehabt und ich hatte Angst, dass er diese am Dienstag immer noch haben würde. Ich bin also extra früh aufgestanden um meine Gastmutter noch zu erwischen, bevor sie zur Arbeit fuhr uns sie zu fragen, was ich in diesem Fall machen sollte. Nachdem das geklärt war, war meine Aufregung größtenteils besiegt. An diesem Tag musste ich außerdem nur bis zwölf Uhr arbeiten. Diesmal haben wir es sogar zum Spielplatz geschafft, ohne dass Jean eingeschlafen ist. Wir sind allerdings nicht sehr lange geblieben, weil es ziemlich kühl war.
Zum Mittagessen hat André eine Arbeitskollegin mitgebracht, die seit zwei Monaten in den USA ist. Sie kommt auch aus Frankreich und war wirklich super nett! Ich mochte sie auf Anhieb. Und ihre Desigualtasche sowieso. ;)
Den Rest des Tages habe ich dann damit verbracht, mit meiner Familie und meinem Freund zu skypen und mir so ein bisschen Heimat in mein neues, riesengroßes (und immer kühles) Zimmer zu holen.
Mittwoch war mein arbeitsfreier Tag. Zumindest musste ich nicht auf die Kinder aufpassen. Entspannt war der Tag trotzdem nicht. Meine Gastmutter und ich sind mit Jean und seinem älteren Bruder Adrien nach Golden "Downtown" gefahren, um einige Dinge zu organisieren. Zuerst haben wir bei der Versicherung angehalten, um mich für mein Auto anzumelden. Danach hat Raphaelle mir gezeigt, wo das Büro ist, in dem man den Führerschein machen muss. Wie viele von euch sicherlich wissen, muss man in den USA keine Fahrstunden in einer Fahrschule nehmen, sondern wird in den meisten Fällen lediglich von den Eltern unterrichtet und muss dann nur die Prüfung offiziell ablegen. Ich muss jetzt also anfangen, für meine zweite theoretische Fahrprüfung zu lernen, damit ich den Colorado Führerschein bekommen kann. Internationale Führerscheine gelten hier nur 30-60 Tage, weshalb man immer den Führerschein des US-Bundesstaates machen sollte, in dem man gerade lebt.
Danach haben wir uns die Banken angeschaut und Informationen über ihre Konten eingeholt. Ein US-Konto brauchte ich nämlich auch noch dringend.
Zum Schluss sind wir noch bei der Bibliothek in Golden vorbei gefahren, zu der ich mit Jean nun wöchentlich gehen soll. Dort gibt es nämlich eine Art Krabbelgruppe, in der die Kinder singen, Bücher vorgelesen bekommen und miteinander spielen können.
Zum Abschluss bin ich dann mal alleine mit meinem Auto gefahren, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Die Gegend hier ist wirklich steil und sehr kurvig, was sicherlich zu einer Herausforderung wird, sobald hier mal ordentlich Schnee liegt.
Danach habe ich mich auf eine Tasse Tee und das Abendessen gefreut. In dieser Familie ist der Nachmittagstee nämlich Tradition, was ich sehr schön finde.
Zum Abschluss des Tages habe ich dann einen Film angeschaut. Meine Gastfamilie hat hier ein Abo mit der amerikanischen Version von "maxdome" abgeschlossen, wo ich mir dann den Film "Grown Ups 2" ausgeliehen habe (dt. Titel "Kindsköpfe 2"), um den Abend mit seeeeeeeeeeeeeehhhr einfacher Unterhaltung ausklingen zu lassen.
Donnerstag war dann wieder ein voller Arbeitstag für mich. Nachdem wir uns wieder ein bisschen drinnen beschäftigt haben, sind wir zur "Babytime", also zur Krabbelgruppe in die Bibliothek gefahren. Ich fand es echt toll. Die Kinder hatten Spaß (auch, wenn Jean nicht die ganze Zeit an den Aktivitäten teilhaben wollte) und ich konnte mich mit den Müttern, Nannies und Großmüttern unterhalten, die ebenfalls mit ihren Kleinen da waren. Leider ging das ganze nur eine halbe Stunde lang. Insgesamt waren wir aber länger da, weil ich mich noch ein wenig mit den anderen Au Pairs unterhalten habe.
Danach sind wir nach Hause gefahren, um Mittag zu essen. Und weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Jean ganz besonders gut einschläft, wenn ich ihn im Kinderwagen durch die Gegend fahre. habe ich ihn einfach eingepackt und ihn ein wenig durch die Gegend geschoben. Glücklicherweise hat es nicht lange gedauert, bis er geschlafen hat. Und er hat wirklich lange geschlafen. Zum Abschluss haben wir dann noch zusammen die Wäsche gemacht. Ja, zusammen. Eine meiner Aufgaben ist es, die Wäsche der Kinder in den Trockner zu schmeißen und danach zusammenzulegen. Ich habe mich also ins Esszimmer auf eine Bank gesetzt und die Wäsche gelegt und Jean ist immer wieder zwischen Trockner und mir hin und her gelaufen, um mir einzelne Socken zu bringen. Er wird bestimmt mal ein toller Hausmann. ;)
An diesem Abend habe ich "Bridesmaids" angeschaut, der mich wirklich begeistert hat! Ein sehr schöner Film. :) Auf Deutsch heißt er glaub ich "Brautalarm".
An meinem letzten Arbeitstag ist nicht viel neues passiert. Da die Babytime später anfing als donnerstags, hatten wir ein bisschen mehr Zeit. Die haben wir genutzt, um zu dem Spielplatz zu gehen, der direkt neben der Bibliothek liegt. Der ist viel größer und spannender als der, den wir hier direkt um die Ecke haben. Nach einer halben Stunde spielen und einer halben Stunde Babytime ging es dann wieder nach Hause zum Mittagessen und Schlafen und schließlich zum Weiterspielen. Um 17:30 Uhr hatte ich meine erste Arbeitswoche dann endlich geschafft. Naja, zumindest offiziell.
Meine Gasteltern hatten abends noch eine Einladung zum Abendessen, weshalb ich mit den beiden kleinen Jungs alleine war. Wir haben zusammen Abend gegessen (was mit Adrien eine kleine Farce war) und danach habe ich Jean umgezogen und ins Bett gebracht, damit Adrien und ich in Ruhe einen Film anschauen konnten. Wir haben "TinTin" angesehen, was ihr wahrscheinlich besser unter dem Namen "Tim und Struppi" kennt. Ein wirklich toller Animationsfilm! Ich hätte ihn jetzt zwar nicht mit einem Dreijhährigen geguckt, da es schon einige Schießereien etc gibt, aber da meine Gasteltern diesen Film vorgeschlagen haben, habe ich natürlich nichts dagegen gesagt. Um neun Uhr war mein Arbeitstag dann aber ENDGÜLTIG vorbei und ich habe mich nur noch ins Bett geschmissen.
Samstag Morgen war nicht sonderlich spektakulär. Ich habe wieder lange mit meiner Familie und meinem Freund geskyped, bei denen ja schon später Nachmittag war.
Erst nachmittags ging es dann los. Wir haben Adrien zu einer Geburtstagsfeier nach Denver gebracht und sind dann weitergefahren, um uns ein paar Läden anzugucken. Zuerst sind wir, also Raphaelle, Victoire (die älteste), Jean und ich, in einen Möbeldesignerladen gegangen. Die Möbelstücke waren der absolute Wahnsinn! Alles war in Vintage gehalten und ich hätte am liebsten den halben Laden gekauft - wenn ich es mir hätte leisten können. Am meisten haben mich die Kühlschränke begeistert, die in knallorange, buttergelb und babyblau im Keller standen.
Als nächstes sind wir in einen Ramschladen gegangen, der Sachen angeboten hat, die wir eigentlich nur von Flohmärkten kennen. Allerdings habe ich auch ein paar Schätze gefunden, die mir richtig gut gefallen haben und hätten wir mehr Zeit gehabt, hätte ich sicher ein wenig von meinem ersten Au Pair-Gehalt dort gelassen.
Aber wir hatten keine Zeit. Wir mussten Adrien wieder von seiner Feier abholen und dann ganz schnell nach Hause fahren. Wir hatten nämlich eine Einladung zum Abendessen bei einem deutsch-indischen Ehepaar. Beide sind Kollegen von André. Ich muss sagen, dieser Abend war wirklich das Highlight meiner Woche. Wir haben so viel gelacht und so viel Spaß gehabt, und obendrein gab es noch leckeres indisches Essen, es hätte gar nicht besser laufen können. Ich fände es echt toll, wenn das nochmal klappen würde.
Sonntag sind Raphaelle, Jean und ich einkaufen gegangen. Und zwar im ganz großen Stil. Der Laden sah aus wie eine riesengroße Ausgabe von einem Ikea-Lagerhaus, also dem Teil von Ikea, wo diese unfassbar großen Regale stehen, aus denen man sich die Kartons mit den Möbeln rausholen kann. Überall standen Paletten mit allen möglichen Sachen und Frauen an kleinen Tischen, die Essenspröbchen verteilt haben. Daran haben wir uns natürlich auch fleißig bedient. Es war ein riesen Spaß. Ich habe sogar ein Buch bekommen! Super.
Um circa 12 Uhr waren wir wieder zu Hause, doch es ging direkt weiter: Mittagessen im "Little Bear", einem urigen Burger-Restaurant. Überall hingen alte Nummernschiler rum und alles war aus dunklem Holz, inklusive ausgetretenen Treppenstufen und einer Bühne - über der übrigens jede Menge BHs hingen. Denn, so hat Raphaelle es mir erzählt, wenn im "Little Bear" ein Konzert ist und man seinen BH auf die Bühne schmeißt, bekommt man ein kostenloses T-Shirt. USA, people!! Da kein Konzert war, als wir dort gegessen haben, haben wir unsere BHs behalten und sind weitergezogen in ein kleines schnuckliges Café direkt nebenan. Dort haben wir einen leckeren Kaffee getrunken und Zimtrollen gegessen. Vollkommen gesättigt (vielleicht sogar ein bisschen übersättigt) haben wir uns dann auf einen kleinen Spaziergang um den See in Evergreen gemacht. Allerdings war Jean so müde und quengelig, dass wir unser vorhaben schnell aufgegeben haben und nach Hause gefahren sind. Auf dem Weg haben wir noch einen Halt bei Walmart eingelegt, wo ich mein heiß ersehntes Nutella bekommen habe. Außerdem habe ich mir vier Filme á 5 Dollar geleistet. Um fünf Uhr waren wir dann endlich wieder zu Hause.
Das war im Großen und Ganzen meine Woche. Es hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf meine nächste! Natürlich werde ich wieder berichten. ;)
madame erdbeere am 22. November 13
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